Tagebucheintrag 20420 "Zwischen Depression und Migräne"
Ein kurzer Beitrag diesesmal. Es ist ein Tagebucheintrag vom 20.04.2020 Auch hier möchte ich mich ausdrücklich um Triggerwarnung bemühen und Menschen, die psychisch nicht stabil sind, sollten diesen Beitrag vielleicht besser nicht lesen.
Die Letzten Tage waren die Hölle auf Erden für mich.
Ich war irgendwo zwischen Depression und Migräne. Ich litt unter unsagbaren
Schmerzen. Schon morgens kurz nach dem Aufwachen fing es an. Ich konnte nichts
dagegen tun. Ich war den Schmerzen ausgeliefert. Ein Stechen, Pochen, Hämmern
waberte in meinem Kopf herum, das sich nicht abstellen lies. Immer wenn ich den
Kopf auch nur ein klein wenig bewegte, mich zur Seite neigte, stachen tausend
Nadeln auf mich ein.
Ich war den Schmerzen vollkommen ausgeliefert, ich konnte
nicht stehen, nicht sitzen, nicht liegen. Lange stand ich unter der Dusche und
ließ kaltes Wasser über meinen Kopf und meine Stirn prasseln, um das Pochen und
Stechen zu lindern. Es half ein wenig. Ich ging raus. Raus, an die frische
Luft, damit der Wind mir die Schmerzen nehmen konnte. Ein Windhauch nach dem
anderen schaffte mir ein klein wenig Linderung. Es tat so gut. Draußen an der
frischen Luft zu sein, den Wind einatmen zu können, die Sonne auf sich scheinen
lassen zu können, milde Luft um den Körper zu spüren… aber dennoch brachte mich
etwas davon ab, den sonnigen Tag genießen zu können. Ich fühlte eine unendliche
Erschöpfung in mir, meine Gliedmaßen schienen mich kaum tragen zu können. Ich
fühlte mich schwach, konnte die anstehenden Dinge nicht erledigen. Am liebsten
wollte ich mich verkriechen, im Bett liegen und nie wieder aufstehen. Doch das Liegen
verschlimmerte meine Schmerzen nur noch mehr. Es war schwer für mich, mich
aufzuraffen um zu duschen oder spazieren zu gehen. An arbeiten war gar nicht zu
denken. Die Tränen kamen einfach so, die Augen füllten sich mit Flüssigkeit und
diese lief an meinen Wangen herunter. Einfach so. Ich war machtlos dagegen. Ich
wollte dagegen ankämpfen, aber ich konnte nicht. Ich fühlte mich zu leer, zu schwach
dafür. Ich wollte einfach nichts mehr spüren. Zu dieser depressiven Phase kamen
aber noch Angstzustände. Denen war ich genauso ausgeliefert, mein Körper war
unruhig, ich spürte immer wieder Schmerzen im ganzen Körper. Woher sie kamen,
blieb mir verborgen. Ich fühlte mich ausgetrocknet. Ich trank und trank, aber
das Wasser versickerte einfach so im Inneren meines Körpers.
Gestern Abend überkam mich eine plötzliche Angst
nicht mehr aufzuwachen, nachdem ich eingeschlafen war. Ich konnte nicht
beschreiben, woher diese Angst kam. Aber heute Morgen wünschte ich, die Angst
hätte sich bewahrheitet. Das Leben kommt mir gerade so schwer vor. Versteht
mich nicht falsch, ich möchte nicht tot sein, aber ich will manchmal nichts
mehr spüren, keine Schmerzen, keine Erschöpfung, keine Einsamkeit. Ich möchte
nicht zynisch wirken für Menschen, die noch schwerere körperliche oder
psychische Leiden haben, aber jedes Schmerzempfinden ist individuell. Und dieser
Schwebezustand, den man im Schlaf hat, die Träume die man träumt, scheinen so
real, dass Dinge geschehen ohne sich körperlich spüren zu müssen… das fühlt sich
manchmal gut an für mich. Wenn so der Tod ist, dann wäre ich gerne tot. Umso
dumpfer ist dann die Enttäuschung, am Morgen aufzuwachen und alles ist noch
genauso wie am Vorabend, keine Probleme haben sich gelöst.
Dinge zu tun fällt mir schwer, ich fühle einen
unglaublichen Druck auf mir. Eine Last die mich runter zieht. Manchmal will ich
nichts tun. Müssen. Manchmal will ich einfach nur sein. Da sein. Im Augenblick,
im Jetzt. Nicht zurückdenken, nicht nach vorne blicken. Nicht nachdenken, nicht
grübeln. Einfach nur atmen. Ein und aus. Ein und wieder aus. Und meinen Frieden
finden. Mit dieser Welt und mit mir selbst.
Ich sitze hier im Gras auf einem Feld, über mir
scheint die Sonne auf mich herab. Ich schreibe diese Worte, mit dem Gedanken eigentlich
keine Zeit zum Schreiben zu haben. Ich habe heute noch eine Menge zu tun. Die
Schmerzen pochen weiter unaufhörlich in meinem Kopf, meine Gliedmaßen fühlen
sich schwach an, eine Unruhe wühlt mich innerlich auf. Aber dennoch bin ich für
einen kurzen Augenblick nur im Sein.
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