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 Es ist ja nicht so, als käme es plötzlich, die Veränderung, die in mein Leben kommt. Aber ich habe es verdrängt, nicht daran gedacht, es einfach auf mich zukommen lassen. Manchmal wollte ich, dass die Zeit für einen kurzen Moment stehen bleibt und ich noch ein wenig länger in schönen Momenten ausharren kann. Aber die Zeit kennt keine Gnade. Sie rennt und rennt und schon ist die Gegenwart die Vergangenheit und die Zukunft die Gegenwart. Alles was gerade noch so weit schien ist auf einmal da und alles was so unwirklich und fern schien ist auf einmal die Wirklichkeit. Aber was ist denn eine gute Vorbereitung auf die Zukunft? Funktioniert es denn wirklich Pläne zu machen? Ist eine gute Organisation für das Leben wichtig?

 

 

Ich finde, man kann so viel Pläne schmieden wie man möchte, am Ende kommt doch alles anders. Anders als man sich seine Zukunft ausgemalt hat. Vielleicht sollte man sich eher darauf vorbereiten, seine Wünsche und Pläne zu begraben und stattdessen immer offen für Spontanität und Veränderungen zu sein. Das Leben ist kein Katalog, aus dem man sich das beste aussucht, es bestellt und es einem dann fristgemäß zugesandt wird. Es ist viel komplizierter, aber auch viel schöner und aufregender als nur eine To-Do-Liste. Das Wort, welches man heute noch sagt, kann schon morgen keine Bedeutung mehr haben. Vielleicht spielt dort eine Art Unverbindlichkeit mit hinein und Menschen können enttäuscht werden. Das Gefühl nicht planen zu können, schnürt vielen die Kehle zu, es nimmt ihnen die Luft zum Atmen, es muss einfach eine Verbindlichkeit herrschen. In der Luft zu hängen, das ist kein schönes Gefühl, das stimmt, aber sind deine Listen und Pläne keine Fessel für dich? Was ist Freiheit für dich? Jeden Tag aufzuwachen und nicht zu wissen, was heute kommt oder nach dem Aufwachen einer festen Tagesstruktur nachzugehen? Beides ist gewissermaßen Freiheit, und beides macht gewissermaßen unfrei. Es ist wieder der Blickwinkel, aus dem man diese beiden unterschiedlichen Lebensweisen betrachtet und in welchem Maß man diese beiden Freiheiten auslebt. Lebt man eine zu viel aus, dann wird die Freiheit zur Unfreiheit. Dann ist man gefangen in einem Käfig und wünscht sich auszubrechen, dem entfliehen zu können. Vielleicht dachtest du, dass du der freiheitsliebende Mensch bist, du es liebst einfach jeden Morgen zu einer beliebigen Zeit aufzustehen, zu tun was dir Spaß macht, in ferne Länder zu reisen ohne Angst und Furcht, Beziehungen frei auszuleben ohne dich festlegen oder binden zu müssen. Den Individualismus in seiner kompletten Stärke auszuleben. Und dann stellst du auf einmal fest, dass du dich nach einer festen Struktur sehnst, dass es nicht ohne feste Zeiten funktioniert, da du nicht in der Lage bist, dich sonst angemessen um dich zu kümmern, ohne dass du in eine Leere oder gar Depression rutschst. Oder du bist der ganz andere Typ Mensch, du liebst es Pläne zu schmieden, dir die Zukunft schon in das kleinste Detail auszumalen, viele kleine oder große Notizbücher mit To-Do-Listen anzufertigen und immer die kleinen Notizzettel zur Hand zu haben, um wichtige Sachen notieren zu können. Wie dein späterer Lebenspartner aussehen soll, weißt du genau und in welchem Lebensabschnitt die Kinder kommen sollen, steht auch schon fest. Aber dann kommt alles anders als gedacht, der erhoffte Lebenspartner ist nicht so, wie du dir ihn vorgestellt hast und auch die Pläne für nach dem Studium fallen ins Wasser. Und dann bemerkst du, dass die ganzen Pläne und Listen, die du angefertigt hast, sinnlos waren. Wo war die Spontanität und warum kommst du jetzt nicht damit klar? Flexibel zu sein ist doch wichtiger als gedacht.

Falls ihr wissen wollt, welcher Typ von den beiden ich bin, dann muss ich zugeben, dass ich beide in mir vereine. Ich bin nicht der Typ Mensch, der sich andauernd Notizen macht, ich sollte es eigentlich lieber, denn ich vergesse zu viel. Ich finde die spontanen Erlebnisse, die ich gemacht habe, waren die besten Erfahrungen in meinem Leben und ich bin immer offen für neue und vor allem verrückte Dinge. Dennoch brauche ich eine feste Routine und Verbindlichkeiten von meinen Mitmenschen. Damit ich in keine Leere falle. Ich brauche jeden Monat ein festes Gehalt, sonst werde ich ziemlich nervös. Ich merke aber auch immer wieder, dass sich viele Dinge nicht planen und von vorherein festlegen lassen. Vor allem keine Spontanität. Man kann sie nicht erzwingen und vorher nicht planen, heute einfach mal spontan zu sein. Das würde dem Sinn des Wortes auch widersprechen. „Sei doch mal spontan!“ Dieser Satz ist absurd. Sie kommt dann, wenn sie kommen will. Während ich den Text schreibe, merke ich schon wieder, dass das Thema eine vollkommen andere Richtung annimmt, als ich sie ursprünglich plante. Ich wollte über meine derzeitige Lebenssituation schreiben, wie es mir geht und wie ich damit umgehe. Aber die Gedanken fließen in eine andere Richtung, meine Finger tippen das, was mir gerade in den Sinn kommt. Festlegen, was ich schreiben will und mich dann genau daranhalten, das kann ich nicht. Auch nicht zu planen, wann ich den nächsten Text schreibe und veröffentliche. Manchmal fehlt mir einfach die Motivation dazu. Und manchmal ist in dem Fall ziemlich oft. Obwohl ich für dieses Hobby brenne, es meine Leidenschaft ist. Es vielleicht irgendwann nicht mehr nur ein Hobby sein soll, sondern etwas womit ich mir meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Aber auch das ist wieder nur ein Gedanke, der in der Zukunft liegt, der sich gut anfühlt, wenn ich daran denke. Vielleicht kommt es irgendwann so. Vielleicht auch nicht. Ich will diese Situation wertfrei lassen und sie nicht nach gut oder schlecht beurteilen. Es kommt wie es kommt. Wenn es sich richtig anfühlt, dann wird es irgendwann auch so kommen. Das ist meine Lebensdevise. Denn: Auf das Leben kann man sich nicht vorbereiten, es ist da und es kommt immer anders als man denkt. Das Leben ist unberechenbar.

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