Von Veränderungen, Entscheidungen und die Kunst Loszulassen

 Veränderung ist oft nicht einfach. Denn sie verändert uns. Sie verändert unsere Gewohnheiten, aber manchmal auch unsere Prinzipien. Ich denke, dass Menschen die Veränderung oft nicht mögen. Gerade dann, wenn sie unerwartet eintritt. Denn Menschen sind nun mal Gewohnheitstiere. Gerade hat man es sich bequem gemacht, sich in der neuen Situation eingerichtet, Routine gefunden – zack, von jetzt auf gleich fällt etwas wichtiges weg. Sei es der sichere Arbeitsplatz oder die langjährige Beziehung. Aber auch wenn man einen Menschen erst neu kennenlernt und man merkt, dass es einem in seiner Nähe gefällt und dann plötzlich der Kontakt abbricht, dann kann das genauso schmerzhaft sein. 

 

Denn dann muss man die Dinge wieder neu sortieren und sich an die neuen Umstände anpassen. Mit manchen Dingen können wir besser umgehen als mit anderen. Jeder Mensch bringt Veränderung mit in unser Leben mit. Der eine mehr, der andere weniger. Und mit manchen Dingen oder Situationen können wir besser umgehen als mit anderen. Doch wir erliegen jedes Mal dem Einfluss. Das Leben fließt stets wie ein Fluss, es steht nie still. Auch wenn es manchmal so scheint. Dabei läuft ohne Anpassung nichts. Wir müssen flexibel sein, uns immer wieder an neue Gegebenheiten anpassen. Denn wenn man in einer Situation stagniert oder sogar resigniert, weil man es nicht einsieht, dass die Veränderung unausweichlich auf einen zukommt, ich denke, dass man in dem Moment aufhört zu leben. Denn wie gesagt, das Leben fließt immer weiter.

Auch kleine Dinge können schon Veränderung sein. Auch die, auf die wir unmittelbar Einfluss haben. Und auch die können schmerzlich sein. Ich habe mich letztens entschieden, eine Person aus meinem Leben gehen zu lassen, die eigentlich nur noch ein Kontakt in meinem Handy und nicht mehr in meinem wirklichen Leben war. Aber sie spielte eine bedeutende Rolle in meinem Leben für mich. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, diese Person nun endgültig aus meinem Leben gehen zu lassen. Auch das war eine große Veränderung in meinem Leben. Ich habe es unwiderruflich getan, denn ich wusste, wenn ich das jetzt tue, dann nehme ich mir den letzten Rest Hoffnung, dass wir irgendwann wieder miteinander in Kontakt treten. Aber es war eine gute Entscheidung, denn ohne diesen Schritt zu gehen, diesen Punkt an meinem Leben zu verändern, wäre ich noch viel länger in Stagnation verblieben und würde mir jegliche Chance nehmen, jemanden neues in mein Leben zu lassen. Denn worauf ich keinen Einfluss habe, sind die Entscheidungen, die die anderen treffen. Wenn sie sich gegen mich entscheiden. Aber ich weiß, dass ich ab dem Zeitpunkt in meinem Leben etwas verändern muss. Dass ich loslassen muss. Etwas loszulassen ist ein wichtiger Punkt bei Veränderungen. Denn nur so können wir diese zulassen. Ich denke, dass das Loslassen am schwersten fällt, denn man hört auf, krampfhaft an etwas festzuhalten und unbedingt die Kontrolle darüber behalten zu wollen. Dabei bleibt einem nichts anderes übrig, als dies zu tun, wovor wir uns so sehr fürchten. Das Loslassen und die Annahme nichts weiter tun zu können. Oder mit anderen Worten: Einfach abzuwarten und ab und zu eine Tasse guten Tee zu trinken.

Auch gestern habe ich wieder Veränderung zugelassen. Ich habe die Möbel in meinem Wohnzimmer umgestellt. Das ist nicht sehr einfach bei meiner kleinen Wohnfläche. Das Zimmer wirkt nun ganz anders. Es fühlt sich komisch an. Ich fühle mich zum ersten Mal seit über drei Jahren nicht ganz wohl in meiner Wohnung. Ich muss mich der Veränderung erst anpassen. „Ich kann es ja immer noch zurückstellen.“, sage ich mir, obwohl ich weiß, dass ich das eigentlich gar nicht will. Ich weiß, dass ich mich schon bald an die neue Ordnung der Möbel gewöhnt habe. Und dass ich es mögen werde. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen, die in den letzten Jahren in meiner Wohnung ein und aus gingen, auf meinem Sofa, Stühlen oder Sessel saßen, nun auch ein Stück weit mit dieser Veränderung fortgegangen sind. Die Erinnerungen wie sie dasaßen, über welche Themen wir redeten, wie wir uns küssten oder kuschelten, sind ein Stück weit mehr erloschen. Sie hingen wie Geister in der Luft. Doch mit der neuen, auch nur kleinen Veränderung sind sie ein Stück mit fortgegangen.

Denn Veränderung hat auch etwas Gutes. Veränderung heißt auch immer sich für etwas Neues zu entscheiden. Und nicht nur ohnmächtig dazustehen und hilflos zu zugucken. Wenn eine Veränderung aktiv getroffen wird, kann diese sehr schön und bereichernd sein. Wenn ein Mensch dich verlässt, dann verlass du ihn auch. Und entscheide dich für dich selbst. Entscheide dich gegen ihn und für etwas Neues. Nicht immer kann man eine Veränderung aktiv beeinflussen, doch wie man damit umgeht schon. Veränderungen zuzulassen und Entscheidungen zu treffen, loszulassen und Kontrolle abzugeben, das bedeutet auch zugleich, sich fallen zu lassen, hinein in etwas Neues. Aber sich fallen lassen können und das auch zuzulassen, bedeutet auch Mut. Und mutig sein, das können nicht viele. Aber Mut ist der nächste Schritt in dein weiteres Leben, welches noch viel für dich bereithält.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sag mir, was ist Liebe

Tokophobie

o1.o3. - Frühlingsanfang und depressive Stimmung